Telemedizin
Hier finden Sie Informationen zum Thema Telemedizin. Nach einer Erklärung des Begriffs sowie von Herausforderung und Nutzen wird auf die Implementierung von Telemedizin in Österreich eingegangen.
Telemedizin beschreibt die Bereitstellung oder Unterstützung von Gesundheitsleistungen mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), wobei Patientinnen und Patienten sowie Gesundheitsdiensteanbieter (GDA – darunter fallen etwa Ärztinnen und Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Pflegepersonal) nicht am selben Ort anwesend sein müssen. Voraussetzung für die Anwendung von Telemedizin ist eine sichere Übertragung medizinischer Daten – in Form von Text, Ton und/oder Bild – zur Prävention, Diagnose, Behandlung und Nachsorge.
Telemedizin umfasst eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderem:
- Telemonitoring, bei dem Patientinnen und Patienten aus der Ferne medizinisch überwacht werden. Patientinnen und Patienten, die an Herzinsuffizienz oder Diabetes leiden, bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle ihrer Vitalparameter, d.h. bei Herzinsuffizienz insbesondere Blutdruck, Herzfrequenz und Körpergewicht bzw. bei Diabetes vor allem Blutdruck, Blutzucker und Körpergewicht. Anstatt für die notwendigen Kontrollen regelmäßig einen GDA aufsuchen zu müssen, erhalten die Patientinnen und Patienten für zuhause ein Telemonitoring-Set bestehend aus Mobiltelefon, Blutdruckmessgerät und Körperwaage bzw. Diabetikerinnen und Diabetiker auch ein Blutzuckermessgerät. Die Vitalparameter werden von den Messgeräten automatisch an den GDA zur Kontrolle weitergeleitet, ohne dass die Patientinnen und Patienten ihr Zuhause verlassen müssen. Werden vordefinierte Grenzwerte überschritten, benachrichtigt das System die zuständigen GDA automatisch, wodurch die jeweilige Situation individuell bewertet und geeignete Maßnahmen (z.B. Medikamentenanpassung oder Kontrolltermin) ergriffen werden können.
- Telekonsultation, bei der zusätzliche medizinische Fachmeinungen eingeholt und relevante Informationen über Telekommunikationsmedien übermittelt werden, z. B. in der Radiologie.
- Telekonferenz ist die telemedizinische Beiziehung von GDAs während einer laufenden medizinischen Behandlung.
- Teletherapie (Telepräsenz), eine erweiterte Form der Telekonferenz, in der die zugeschalteten GDAs aktiv in den Behandlungsverlauf eingreifen.
- Telechirurgie, bei der chirurgische Eingriffe mithilfe eines Roboters – eines sogenannten Telemanipulators – durchgeführt werden, der von einem räumlich entfernten GDA gesteuert wird. Teleradiologie, bei der Untersuchungen unter der Verantwortung eines nicht vor Ort befindlichen GDAs erfolgen.
- Telepathologie, bei der elektronisch übermittelte Mikroskop- oder Laborbefunde interpretiert und befundet werden.
Telemedizin-Landschaft in Österreich
Ziel dieses von der GÖG im Auftrag des BMSGPK erstellten Berichts ist es, einen Überblick über die Telemedizin‐Landschaft in Österreich zu geben. Dabei werden aktuell laufende Projekte, die Rahmenbedingungen und die durch die Corona‐Pandemie bedingten Entwicklungen beleuchtet. Zur Identifikation relevanter Projekte und Entwicklungen wurde eine Internetrecherche durchgeführt. Zudem wurden die Programme einschlägiger Tagungen (wie z.B. dHealth) nach relevanten Beiträgen durchsucht und die Websites relevanter Institutionen (z.B. Sozialversicherungen) im Hinblick auf telemedizinische Anwendungen recherchiert.
Telemedizin-Landschaft (PDF, 428 KB)
Herausforderung und Nutzen
Ausgehend von den Erkenntnissen, dass Herz-Kreislaufkrankheiten die häufigste Todesursache darstellen und chronische Erkrankungen in einer älter werdenden Gesellschaft zunehmen, bietet Telemedizin ein enormes Potential für eine hochqualitative wie kosteneffiziente Bereitstellung und Unterstützung von Leistungen des Gesundheitswesens. Außerdem trägt Telemedizin dazu bei, dass eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau nicht nur in Ballungszentren, sondern auch in Randgebieten gewährleistet ist.
Hauptanwendungsgebiete telemedizinischer Dienste zwischen Patientin bzw. Patient und GDA (insbesondere Telemonitoring und Teletherapie) sind chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislaufkrankheiten und Diabetes, wobei folgende Nutzeneffekte erzielt werden:
- Stärkung einer autonomen Lebensführung der Patientinnen und Patienten in ihrem gewohnten sozialen Umfeld
- bessere Erfassung von kurzfristigen Schwankungen der Vitalparameter
- Verminderung des Zeitintervalls zwischen Beschwerdebeginn und Anforderung medizinischer Hilfe
- Reduktion von Hospitalisierungen bzw. von Routinekontakten (Nachsorge)
- Senkung der Aufenthaltsdauer in Gesundheitseinrichtungen und der Mortalität
- Kostendämpfung, vor allem beim Einsatz personeller Ressourcen
Mit telemedizinischen Diensten zwischen GDA (insbesondere Telekonzil und Telekonferenz) werden:
- Spitzenexpertisen lokal verfügbar gemacht
- Belastungen bzw. Untersuchungsfrequenzen reduziert
- Leistungsangebote zeitlich anders organisiert („Rund-um-die-Uhr-Dienst“)
- Ressourcen effizienter eingesetzt (Vermeidung von Vorhaltekosten für die Bereitstellung der erforderlichen Kapazitäten).
Damit bietet Telemedizin auch die strukturpolitische Chance, gemeinsam mit ELGA als wesentliche Steuerungsinstrumente dem Generalziel zu dienen, die sich in zunehmendem Maße arbeitsteilig gestaltenden Gesundheitsdienstleistungen in Österreich mittels IKT zu vernetzen.